Klinikum rechts der Isar in München
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Todespfleger in Münchner Klinik? - Mordermittlungen ausgeweitet

Die Staatsanwaltschaft hat ihre Mordermittlungen gegen einen Krankenpfleger aus einer Münchner Klinik nochmals ausgeweitet. Inzwischen gehen die Ermittler von deutlich mehr Fällen aus.

Im Herbst 2020 macht eine Festnahme in München Schlagzeilen: Ein Pfleger soll in einem Krankenhaus versucht haben, drei Patienten umzubringen. Schon im vergangen Jahr wurden die Ermittlungen ausgeweitet.  Nun zeigt sich, dass der Fall noch wesentlich schlimmer sein könnte.

Deutlich mehr Fälle vermutet

Inzwischen gehen die Ermittler von "zahlreichen Fällen im unteren zweistelligen Bereich" aus, wie die Sprecherin der Staatsanwaltschaft München I, Anne Leiding, der Deutschen Presse-Agentur sagte. Ob es sich dabei um versuchte oder vollendete Tötungsdelikte handelte, sagte sie nicht.

Vor rund einem Jahr noch hatte die Staatsanwaltschaft den jungen Mann zwei vollendeter und drei versuchter Tötungsdelikte beschuldigt. "Aufgrund der umfangreichen Ermittlungen ist noch nicht absehbar, wann Anklage erhoben wird", sagte Leiding.

Klinikum rechts der Isar äußert sich derzeit nicht

Im Münchner Klinikum rechts der Isar, dem mutmaßlichen Tatort, wollte sich aktuell niemand zu dem Fall äußern. "Nach Absprache mit den Ermittlungsbehörden informieren ausschließlich diese über den Fall. Wir kooperieren aufs Engste mit den Behörden" sagte eine Sprecherin. Auch zu der Frage, ob Sicherheitsvorkehrungen in der Klinik verschärft wurden, wollte die Sprecherin sich nicht äußern.

Nicht verordnetes Medikament im Blut der Opfer nachgewiesen

Ein aufmerksamer Oberarzt am Klinikum war stutzig geworden, weil sich der Zustand von zwei Patienten plötzlich und unerklärlich verschlechtert hatte. Interne Ermittlungen ergaben Hinweise auf einen ähnlichen Fall, bei dem auch der Beschuldigte Dienst hatte. Der Verdacht: Der Pfleger spritzte den Patienten eine Überdosis eines Medikaments, das ihnen nicht verabreicht werden sollte. Spuren dieser nicht verordneten Medikamente wurden im Blut der Patienten gefunden.

Die Klinik zeigte den Pfleger an, er bestritt die Vorwürfe bei seiner Festnahme. Ob er sich inzwischen zu den Vorwürfen geäußert hat, teilte die Staatsanwaltschaft nicht mit.

Motiv soll Geltungssucht gewesen sein

Die Staatsanwaltschaft warf dem bei seiner Festnahme 24-Jährigen vor, drei Patienten im Alter von damals 54, 90 und 91 Jahren aus reiner Geltungssucht mit Medikamenten in Lebensgefahr gebracht zu haben, um dann bei ihrer Rettung zu glänzen.

Das legen nach Angaben der Staatsanwaltschaft Chatprotokolle nahe. "Deswegen das Leben eines Menschen zu riskieren, um dann nachher als weißer Ritter dazustehen, das stufen wir natürlich als niedrige Beweggründe ein", sagte die Sprecherin nach der Festnahme.

Parallelen zum Todespfleger Niels Högel

Der Fall erinnert an den als "Todespfleger" bekannt gewordenen Patientenmörder Niels Högel, den das Landgericht Oldenburg 2019 wegen Mordes in 85 Fällen zu lebenslanger Haft verurteilt hatte. Er war in Kliniken in Oldenburg und Delmenhorst als Krankenpfleger in der Intensivmedizin tätig und tötete dort nach Feststellung des Landgerichts insgesamt 85 Patienten, indem er ihnen medizinisch nicht indizierte Medikamente verabreichte. Dabei soll es ihm in erster Linie darum gegangen sein, sich danach um die Reanimation der Patienten bemühen zu können und vor Kollegen gut dazustehen.

Unter Verwendung von dpa-Material

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